Aktuelle Kartierungen und Projekte
Die jährlichen Erfassungsprogramme beinhalten Teile der Gesamtkulisse, die je nach Turnus (siehe bei den einzelnen Modulen) alle 6 oder 12 Jahre wiederholt werden. Welche Gebiete im aktuellen Jahr erfasst und bewertet werden, wird mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sowie mit den unteren Naturschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte abgestimmt und in einer jährlichen Auftaktveranstaltung (April/Mai) vorgestellt. Gleichzeitig wird das Monitoringprogramm in den Amtsblättern der Landkreise und der kreisfreien Städte sowie über den Informationsdienst des LfULG öffentlich bekannt gemacht.
Parallel zum Monitoringprogramm werden auch neue Methoden entwickelt, die vor allem dazu dienen die Umweltdaten mit hoher Verlässlichkeit, mit möglichst geringen Ressourcen und umweltschonend zu erheben. Aktuell konzentriert sich die Methodenentwicklung auf folgende Schwerpunkte:
- Bioakustik zur Erfassung von Fledermäusen und Vogelarten
- Fernerkundung zur Feststellung von Veränderungen einzelner geschützter Flächen sowie ganzer Landschaftsteile sowie zur Verifizierung von Landschaftsbedeckung und Ausdehnung einzelner Landschaftsstrukturen
- Molekularbiologische Methoden u. a. zur nichtinvasiven Erfassung bestimmter Arten (eDNA) sowie zur Bewältigung umfangreicher Artbestimmungen (Metabarcoding)
- Aufbau eines Langzeitmonitorings für Insekten
FFH-GM_LRT/2023
Offenland-Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Habitaten-Richtlinie (FFH-RL) in 10 FFH-Gebieten (besonderes Schutzgebiet nach FFH-RL 92/43/EWG) und im Bereich von 19 Messtischblättern (TK 25); Ansprechpartner: Frau M. Jedrzejewska-Lange; Datenverfügbarkeit: im Folgejahr der Erhebung (IS SaND)
Weitere Informationen Fachbereich 55
FFH-FM_LRT/2023
Bis zu 250 landesweit verteilte – überwiegend in FFH-Gebieten befindliche Feinmonitoringflächen des Offenlandes und des Waldes, einschließlich Vegetationsaufnahmen auf den darin befindlichen vegetationskundlichen Dauerbeobachtungsflächen. Ansprechpartner: Dr. D. Wendel; Datenverfügbarkeit: im Folgejahr der Erhebung (IS SaND).
FFH-FM_Arten/2023
Etwa 585 landesweit verteilte Probeflächen (Habitate) für Arten der Säugetiere inkl. Fledermäuse, Insekten, Pflanzen, innerhalb und außerhalb von FFH-Gebieten. Ansprechpartner: Dr. S. Malt; Datenverfügbarkeit: auf Anfrage; teilweise im Folgejahr der Erhebung, insgesamt am Ende des Berichtszeitraumes – 2024 (Beobachtungsdaten in ZENA- MultibaseCS).
Vogelmonitoring_SPA
- Vogelarten in ca. 23 SPA-Gebieten (engl. Special Protection Area, Vogelschutzgebiete nach Richtlinie 79/409/EWG)
- Internationale Wasservogel- und Gänse-Schlafplatzzählung in 196 Zählstrecken/Gebieten
- Monitoring häufiger Brutvögel auf ca. 108 Probeflächen
- Monitoring seltener Brutvögel (Module des deutschlandweiten MsB Programmes) inklusive Artbetreuung besonders gefährdeter Arten auf etwa 1.000 Probeflächen
- Sondermonitoring für Wiedehopf, Kormoran, Graureiher und Todesursachenanalyse Seeadler
Ansprechpartner: Dr. J. Bellebaum (Ltr. der VSW), Telefon: 035933/49999-1, mailto: jochen.bellebaum@smekul.sachsen.de
Datenverfügbarkeit: im Folgejahr der Erhebung (ZENA- MultibaseCS)
Weitere Informationen:
https://www.bful.sachsen.de/fachbereich-55-messnetz-naturschutz-4849.html
https://www.bful.sachsen.de/download/bful/Naturschutzmonitoring.pdf
https://www.bful.sachsen.de/download/bful/Monitoringprogramm_Natura_2000_2021.pdf
https://www.natura2000.sachsen.de/ffh-monitoring-23016.html#a-23045
https://www.natura2000.sachsen.de/download/natur/FFH_Arten_FM_Zeitplan_2018_2023.pdf
https://www.natura2000.sachsen.de/monitoring-nach-vogelschutzrichtlinie-21261.html
Berichte:
FFH: https://www.natura2000.sachsen.de/ffh-bericht-2013-2018-24782.html
Vogelmonitoring: https://www.natura2000.sachsen.de/ergebnisse-vogelschutzbericht-2019-37477.html
Berichte der VSW zum Vogelmonitoring: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/38090
VSW Neschwitz: https://www.vogelschutzwarte-neschwitz.sachsen.de/
Veröffentlichungen im Info-Dienst des LfULG: https://www.lfulg.sachsen.de/infodienst-10326.html
Kartenmaterial zum Download:
Fledermäuse sind wegen der nächtlichen und versteckten Lebensweise schwer zu erfassen. Schon lange nutzen Fledermauskundler auch Ultraschalldetektoren um über die artspezifischen Rufe der Fledermäuse deren Anwesenheit in einem Gebiet festzustellen. In jüngster Zeit kommen auch sogenannte Horchboxen zum Einsatz, mit denen über einen längeren Zeitraum Fledermausrufe standardisiert aufgenommen und bis zu einem gewissen Genauigkeitsgrad auch automatisch ausgewertet werden können. Die BfUL betreibt seit einigen Jahren ein bioakustisches Messnetz zur Erfassung von Fledermäusen, aktuell mit 5 Anlagen (Freiberger Mulde bei Golzern und Nossen; Elbe bei Zehren und Schmilka; Waldgebiet bei Wartha im Biosphärenreservat). Das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Fachbüro „Hochfrequent“ in Leipzig. Die bioakustischen Daten liegen in der BfUL und stehen für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung.
Ornithologen kartieren Vögel maßgeblich über artspezifische Rufe und können neben der Art auch die Anzahl der Brutpaare ermitteln oder zumindest gut schätzen. Traditionell erfolgt dies manuell. Mit Weiterentwicklung der Technik bietet es sich an automatisierte Verfahren zu ergänzen, beispielsweise um seltene Arten über einen längeren Zeitraum zu erfassen, die Anzahl der Rufer über Richtmikrophone verlässlicher zu bestimmen oder gar um längere Aufnahmezeiträume ohne manuelle Präsenz zu realisieren und möglichst automatisiert auszuwerten. Dazu finden zurzeit in Kooperation mit Universitäten (u. a. im Rahmen studentischer Projekte) Vorstudien statt. Ein umfangreicheres Projekt soll 2025 starten.
Sonogramm einer Fledermaus mit verschiedenen Rufsequenzen
Horchbox zur permanenten Aufzeichnung von Fledermaus rufen am Pegelhaus „Vereinigten Mulde/ Golzern“
Fernerkundliche Methoden sollen auch im naturschutzfachlichen Monitoring stärker eingesetzt werden. Dabei stehen Aufnahmen von Drohnen, landesweite Luftbilder und seit einigen Jahren auch Satellitenaufnahmen zur Verfügung die einzeln oder in Kombination genutzt werden können. Für das naturschutzfachliche Monitoring sind die Anwendungsbereiche: Suchraumanalysen (Erwartungsflächen für zu kartierende Biotope), Änderungsanalysen (automatisierte Feststellung starker Veränderungen von Biotopen), Unterstützung der Quantifizierung von Bewertungsparametern, z. B. Verbuschungsgrad in Heiden oder Mooren). In der BfUL wurde 2019 ein Fernerkundungs-Arbeitsplatz eingerichtet, das Fernerkundungsprogramm FELM implementiert und in Zusammenarbeit mit anderen Landesbehörden und Auftragnehmern weiterentwickelt (Schwerpunkt: Änderungsanalyse und Mahdanalyse im Grünland). Darüber hinaus wurden Auswertungs-Algorithmen für die Feststellung des Verbuschungsgrades in Biotopen entwickelt und in das Monitoringverfahren der FFH-Lebensräume implementiert. Aktuell ist die BfUL Partner des bundesweiten Projektes „Copernicus leuchtet grün – Integration und Praxistransfer von Copernicus-Aktivitäten für ein umfassendes behördliches Monitoring von Grünland“ (2022-2024).
Posterpräsentation
UAV-Aufnahme in der Königsbrücker Heide zur Klassifizierung und automatiosierten Bestimmung des Verbuschungsgrades
Im Softwareprogramm FELM durchgeführte Suchraumanalyse/Klassifizierung von Lebensraumtyp-Flächen und sonstigen Biotopen – Georgenfelder Hochmoor
Weitere Informationen:
Link zur Projektpräsentation "Copernicus leuchtet grün"
Das FFH-Feinmonitoring von Arten erfasst und bewertet überwiegend seltene, in ihrem Bestand gefährdete Arten. Um den Zustand der Populationen einschätzen zu können, bedarf es zumindest eines aktuellen (Präsenz-)Nachweises und einer sicheren Bestimmung der Arten. Beides kann schwierig und sehr zeitaufwendig sein.
Molekularbiologische Methoden bieten eine Ergänzung der Untersuchungsmethoden sowohl beim Auffinden einer Art als auch bei der sicheren Bestimmung zweifelhafter Artnachweise. In einem Projekt an der BfUL werden Grundlagen für die Einführung molekularbiologischer Methoden in das FFH-Monitoring geschaffen. Dabei sollen in der Fachwelt teilweise bereits entwickelte Methoden auf Übertragbarkeit in Routineanwendungen des naturschutzfachlichen Monitorings geprüft und ggf. vorbereitet werden. Bereits erfolgreich wurde der Nachweis von Kammmolchen über eDNA (Umwelt-DNA die sich auf Grund von Ausscheidungen im Gewässer befindet) getestet. Des weiteren erfolgt bereits routinemäßig die Unterscheidung zweier Fledermausarten (Langohrfledermäuse) anhand von Kotproben aus Sommerquartieren, in denen man die Tiere in der Regel nicht unmittelbar zur Bestimmung erlangen kann. Geplant sind weitere Tests zum Nachweis ausgewählter invasiver Pflanzen in Gewässern im Sinne eines Frühwarnsystems sowie der Einsatz molekularbiologischer Methoden bei der Bestimmung von Massenaufsammlungen beispielsweise per Malaisefalle (Insekten). Letzteres wäre eine Voraussetzung dafür, dass repräsentative Erfassungen von Insekten als Grundlage für ein Insektenschutzprogramm leistbar sind.
Darüber hinaus sollen molekularbiologische Methoden bei der sicheren Ansprache von Arten helfen, z. B. wenn bestimmungsrelevante Geschlechtsmerkmale noch nicht ausgebildet sind oder die morphologische Bestimmung insgesamt sehr schwierig ist.
Posterpräsentation
Insekten sind seit den letzten Jahren stärker im Fokus des Naturschutzes. Es gibt bundesweit Hinweise und Belege für einen massiven Rückgang der Insekten in der Normallandschaft aber auch in Schutzgebieten. Um geeignete Maßnahmen ableiten zu können, bedarf es guter Kenntnis, welche Insektengruppen besonders betroffen sind und welche Lebensprozesse besonders gestört sind. Auch um den Erfolg der Maßnahmen feststellen zu können, sind belastbare Daten zum Zustand der Insektenpopulationen erforderlich.
Dafür soll in Sachsen ein Langzeit-Insektenmonitoring entwickelt werden. Zunächst hat das LfULG ein FuE-Vorhaben gestartet. Mit standardisierten Methoden (Malaisefallen, Bodenfallen, Transektmethoden, Quadratmethoden) werden ausgewählte Wirbellosen-Gruppen in aktuell 4 Probegebieten erfasst (Fluginsekten, epigäische Spinnen und Laufkäfer, Tagfalter, Heuschrecken). Die Probenahme sowie die Aufbereitung der Proben aus den Malaisefallen und Bodenfallen leistet die BfUL. Die Erfassungen laufen zunächst 2 Jahre, sollen aber nach erfolgreichem Methodentest verstetigt werden. Zur Bewältigung des umfangreichen Probenmaterials soll der Einsatz molekularbiologischer Methoden (Metabarcoding) im Auftrag des LfULG unter Einbeziehung eines externen Auftragnehmers getestet werden. Das Material aus den Bodenfallen wird parallel mit traditionellen Methoden bestimmt (Laufkäfer und Spinnen) und zum Metabarcoding an die externe Firma gegeben. Erste Ergebnisse sind Ende 2022 zu erwarten.
Bodenfalle zur Erfassung von Bodenarthropoden im Rahmen des Insektenmonitorings
Einrichtung einer Insektenmonitoring-Fläche mit Bodenfallen und Malaisefalle
Malaisefalle am Standort Nossen
Weitere Informationen:
Bundesweites Insektenmonitoring: https://www.bfn.de/insektenmonitoring#anchor-2341
Methodenhandbuch: https://www.bfn.de/sites/default/files/2021-07/Skript565.pdf
Aktionsplan Insekten: https://medienservice.sachsen.de/medien/news/226509?page=3